Bläulinge und die Bedeutung von Teilbrachen
Die Wiese zwischen Raderstetten und Unterhaslach gehört zu den magersten Flächen rund um Sielenbach. Sie wurde bereits vor einigen Jahren von einem ortsansässigen Landwirt und Jäger mit einer artenreichen Pflanzenmischung angesät und in den letzten Jahren gemulcht. Bei einem Mulchvorgang werden Pflanzenteile zerkleinert und bleiben auf der Fläche. Dies führt zu einer Nährstoffanreicherung. Diese wiederum ist kontraproduktiv für die Artenvielfalt von Pflanzen und somit auch der Tagfalter, Wildbienen und Co. Über das Projekt wurde eine Umstellung von Mulchen auf eine Mahd mit Abtransport des Mähguts erwirkt.
Auf der Wiese finden sich zahlreiche Blütenpflanzen, die auch etliche unterschiedliche Insektenarten anlocken. Dazu gehören beispielsweise verschiedene Bläulinge wie der Hauhechelbläuling, der kleine Feuerfalter oder der Silbergrünen Bläuling. Die meisten Männchen der Bläulinge haben eine blau gefärbte Oberseite; daher der Name. Die Weibchen sind auf der Flügeloberseite meist anders gefärbt als die Männchen.
Bläulinge ernähren sich vor allem von Hülsenfrüchtlern, wie z.B. Hornklee, Sichelklee, Ginster, Hufeisenklee, Bunte Kronwicke, Hopfenklee, etc.
Bild: Hauhechelbläuling auf Hornklee. Dieser kommt häufig auf der Magerwiese vor
Bild: Kleiner Feuerfalter (gehört auch zu den Bläulingen) kommt häufig auf der Magerwiese vor.
Bei vielen Arten der Bläulinge leben die Raupen gemeinsam mit Ameisen in deren Bau und ernähren sich entweder von deren Larven oder werden von den Ameisen gefüttert. Zur Täuschung senden die Raupen Duftstoffe ab, um von den Ameisen für deren eigene Brut gehalten zu werden. Da das Vorkommen vieler Bläulinge bestimmte und zwingend notwendige Vorraussetzungen bedingt, wie z.B. die Wirtsameisen, sind viele Arten stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Umso wichtiger ist es, dass man bei der Mahd der Wiesen und Grünflächen die Entwicklung von Insektenarten berücksichtigt. Die einfachste Variante ist Teilbereiche bei der Mahd auszusparen. Dies kann zwar unordentlich aussehen, ist aber zum Fortbestehen vieler Insektenarten überlebensnotwendig.
Insekten durchlaufen in ihrem Leben mehrere Entwicklungsstadien. Das nennt man Metarmophose. Bei Tagfaltern und z. B. auch Wildbienen handelt es sich um eine vollständige Metarmophose mit vier Stadien: Ei, Larve, Puppe bis zum ausgewachsenen Insekt (Imago). Die unterschiedlichen Stadien weisen keine Ähnlichkeit zueinander auf und haben häufig eine unterschiedliche Lebensweise. Bei der Umwandlung im Puppenstadium zum Adulten werden die Zellen der Larve durch eigene Verdauungssäfte fast vollständig aufgelöst. Die übrigen Zellen legen dan den Grundstein für die Organe des adulten Insektes.
Bild: Schematische Darstellung der Entwicklung eines Tagfalters mit einer vollständigen Metamorphose
Das Weibchen des Silbergrünen Bläulings legt in der Flugzeit zwischen Ende Juni und August ihre Eier an der Basis der Stängel, oder den Blattachseln der Raupennahrungspflanzen (Hufeisenklee und Bunte Kronwicke) ab. Dort überwintern die Eier und die Raupen schlüpfen im darauffolgenden Frühjahr. Anschließend verpuppt sich die Raupe und im Sommer ist wie im Jahr zuvor der adulte falter zu sehen. Wird in der Zeit der Eiablage die komplette Wiese gemäht, können im nächsten Jahr keine Raupen schlüpfen und sich somit auch keine adulten Falter entwicklen.
Bild: Silbergrüner Bläuling auf Flockenblume. Die Magerwiese könnte ebenfalls ein Lebensraum sein. Bisher noch nicht dort kartiert.
Auf dieser Wiese wurden bisher folgende Tagfalterarten entdeckt: Distelfalter, Hauhechelbläuling, Kleiner Feuerfalter, C-Falter, Kleiner Fuchs, Zitronenfalter, kleiner Heufalter, Tagpfauenauge, Landkärtchen, u.a.
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