Der Rückgang der heimischen Insekten ist dramatisch. Mehr als die Hälfte der Arten sind in unterschiedlichem Ausmaß in ihrem Bestand gefährdet oder bereits ausgestorben - mit kaum absehbaren Folgen für unser Ökosystem. Der Landschaftspflegeverband Aichach Friedberg (LPV) möchte dem entgegenwirken und in den kommenden zwei Jahren zusammen mit Kommunen die heimische Insektenvielfalt im Landkreis fördern.
Unter dem Motto „Das Summen macht´s: Gemeinsam InsektenRäume verbinden“ sollen neue Blühwiesen als Nahrungsquelle für pollen- und nektarsammelnde Insekten angelegt werden, wichtige Nistplätze für die Fortpflanzung entstehen und die Pflege von öffentlichen Grünflächen, wo möglich, insektenschonender durchgeführt werden. Der Begriff „InsektenRäume“ ist so nicht im Wörterbuch zu finden. Er soll sinnbildlich stehen für Habitate, die die Ansprüche verschiedener Insektenarten in puncto Biotopverbund, Nahrungsverfügbarkeit und Entwicklungsbiologie optimal abdecken.
Das Projekt ist Teil der Initiative „Natürlich Bayern“, welche vom Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) koordiniert und vom Bayerische Umweltministerium im Rahmen des „Blühpaktes Bayern“ gefördert wird. Mit der Förderung schaffen, vermehren und verbessern 30 Landschaftspflegeverbände in ganz Bayern die Lebensräume für Insekten.
Im Fokus des LPV Aichach-Friedberg stehen vor allem nicht gedüngte, nur ein- bis zweimal im Jahr gemähte, blütenreiche Heuwiesen. Diese stellen für zahlreiche Insekten (Schätzungen zufolge um die 3000 Arten) einen unverzichtbaren Lebensraum dar. Aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft ist dieser Wiesentyp stark im Rückgang begriffen. Im Rahmen des Projektes sollen nicht genutzte Flächen wie z. B. Eh-Da-Flächen oder Säume entlang von Hecken und Gewässern sowie Flächen aus der Flurbereinigung dahingehend entwickelt und genutzt werden.
Zur Entwicklung einer artenarmen, kommunalen Rasenfläche hin zu einer blütenreiche Wiese, kann es schon ausreichend sein, die Häufigkeit der Mahdfrequenz deutlich zu reduzieren. „So können sich die verschiedenen Pflanzenarten wieder auf natürliche Weise aussamen und reproduzieren“, erklärt Christina Niegl vom LPV. Auch ist es wichtig das Mähgut von der Fläche zu entfernen. Im Gegensatz zu vielen gezüchteten Gartenpflanzen schadet ein hoher Nährstoffgehalt den heimischen, seltenen Pflanzenarten eher, da sie hierdurch einen Nachteil gegenüber hochwüchsigen Gräsern haben.
Für eine zusätzliche Optimierung sowie bei der Neuanlage von Blühwiesen, beispielsweise auf Acker, greift der Landschaftspflegeverband auf die Ansaat mit regionalem, artenreichem Saatgut zurück. Dieses wird entweder selbst auf Pflegeflächen des LPV geerntet oder bei einem entsprechenden zertifizierten Saatguthersteller bestellt.
Die Homepage Natürlich Bayern finden Sie hier
und unseren Flyer zum Projekt hier
In einer fünfteiligen Filmserie erkundigt sich Willi Weitzel bei den Landschaftspflegeverbänden über die Insektenvielfalt und deren Gefährdung, erfährt, welche Lebensräume für sie wichtig sind, wie diese angelegt und gepflegt werden und was Kommunen und andere Flächeneigentümer tun können. Zur Filmserie kommen Sie hier
Auf der WI-LA in Aichach konnte der Landschaftspflegeverband Aichach-Friedberg e.V. das Projekt "Das Summen machts: Gemeinsam InsektenRäume verbinden" aus der Reihe NATÜRLICH BAYERN den Besuchern vorstellen.
Für die BesucherInnen gab es Infos, worauf Insekten fliegen und was für Schmetterling, Wildbiene und Co. im Garten oder auf kommunalen Flächen getan werden kann. Vor Ort wurde gleich damit begonnen: Um Nisthilfen für Wildbienen zu schaffen wurde fleißig gewerkelt und gebastelt, woran besonders die Kinder ihre Freude hatten.
Vielen Dank an den Natur- und Umweltschutz-Beirat der Stadt Aichach, bei dessen Stand wir mit dabei sein durften!
Im Rahmen unseres Projektes Natürlich Bayern: "Das Summen machts: Gemeinsam InsektenRäume verbinden" hat der Landschaftspflegeverband Aichach-Friedberg eine Radout mit dem Titel "Dem Summen auf der Spur" geplant.
Infos
- Startpunkt: Parkplatz gegenüber vom Freibad in Aichach
- Länge: 45,3 km
- Höhenunterschied: 440 m bis 510 m über NN
- Dauer: 03:25 h
Besonderheit:
Durch die verlinkten Informationen im Rahmen dieser Tour werden hier nicht nur Erholungssuchende angeregt sich auf den Weg zu machen. Auch wissbegierige und Naturschutz interessierte Radfahrer können hier ihren Wissensdurst stillen. Kann man sich etwas Schöneres vorstellen, als durch das Ecknachtal mit seinen mäandrierendem Flusslauf zu radeln und dabei noch schlauer zu werden? So leicht kann es gehen!
Im Zuge dessen führt Sie der Landschaftspflegeverband über die App Komoot zu sehenswerten Beispielflächen. Dabei finden Sie auf den beigefügten Stationen Links zur Homepage, wo Sie über interessante und spannende Fakten zur Flora und Fauna auf den Flächen nachlesen können. Ebenso sind an diesen Flächen Schilder mit QR-Codes versehen, über die Sie ebenso zu den Artikeln gelangen.
Lassen Sie sich nun in ca. 3,5 Stunden Fahrtzeit von der Schönheit unserer Heimat begeistern! Zur Stärkung während der Tour ist auf halber Strecke eine Einkehrmöglichkeit in Sielenbach eingeplant.
Gesamte Route:
Aichach – Klingen – Blumenthal - Sielenbach – Tödtenried – Irschenhofen – Hohleneich – Rieden – Laimering – Gallenbach – Sulzbach – Unterschneitbach – Algertshausen – Aichach
Klicken Sie hier um zur Tour zu gelanden oder scannen Sie den beigefügten QR-Code!
Link zur Tour: Dem Summen auf der Spur | Fahrradtour | Komoot
Für besonders ambitionierte Sportler gibt es auch eine große Tour, für die Sie mindestens 8 h einplanen müssen. Hierbei werden Sie zwei weitere Flächen des Projektes zu sehen bekommen. Dabei führt Sie die Reise zu Beginn wie bei der "kleineren" Tour über Aichach nach Klingen bis nach Irschenhofen und von hier aus bis nach Laimering und Gallenbach. In Sulzbach trennen sich dabei die Wege und Sie werden über Griesbeckerzell nach Igenhausen, Schönbach und Petersdorf nach Hohenried geführt. Von dort aus geht die Tour über Gebersdorf nach Mainbach und Motzenhofen zurück zum Startpunkt.
Link zur großen Tour: https://www.komoot.de/tour/1052828685#previewMap
Einführung in die Welt der Insekten
In Deutschland gibt es Schätzungen zufolge um die 30.000 Insektenarten. Die Klasse der Insekten ist mannigfaltig und reicht von der Ordnung der Heuschrecken und Libellen bis hin zu Schmetterlingen, Fliegen, Wanzen, Zikaden, Wespen, Käfern oder Wildbienen. Insekten gehören zum Stamm der Gliederfüßer. Von anderen Gliederfüßern wie den Krebstieren oder Spinnentierenn sind sie anhand ihrer sechs Beine abzugrenzen. Insekten besiedeln alle Lebensräume dieser Erde und sind zum Teil hochspezialisiert. Aufgrund vieler Faktoren (Rückgang des Lebensraums, fehlende Nahrung, fehlende Verbundsstrukturen, Insektizide, etc.) sind die Hälfte aller Insektenarten in unterschiedlichem Maß in ihrem Bestand gefährdet oder vom Aussterben bedroht.
Bild: Übersicht Gefährdungsstatus Insekten
Viele Insektenarten legen ihre Eier in Brutzellen im Boden ab. Bei Wildbienen beträgt der Anteil der bodennistenden Arten sogar ca. 75 %. Dazu gehören u.a. Sandbienen, Schmalbienen, Furchenbienen, Seidenbiene und viele mehr. Die meisten dieser Arten sind vom Aussterben bedroht, weil ihre Nistplätze immer weiter zurückgehen. Die Ansprüche an das Substrat können hierbei sehr unterschiedlich sein. Wichig ist aber, dass der Boden einigermaßen grabbar ist, um stabile Nistgänge zu bauen. Zudem muss die Fläche auch gut besonnt und wenig bewachsen sein. Das Belassen/Zulassen von offenen, besonnten und (sandigen) Rohbodenstellen auch im heimischen Garten hilft Insekten daher ihren Nachwuchs großzuziehen. Die Fläche am Freibad bietet in einigen Bereichen, gerade im Norden, aufgrund des sandig-kiesigen Untergrundes viel Potential als Brutplatz für Insekten.
Werfen Sie einen Blick auf offene Bodenstellen! Vielleicht können Sie Nisteingänge entdecken.
Bild: Nisteingänge von bodenbrütenden Insekten
Hinweis zur Aufwertung der Fläche: Bisher sehr artenarme, grasreiche, verfilzte und ruderlasierte Fläche. Der Landschaftspflegeverband hat sich seit dem Jahr 2021 der Fläche der Stadt Aichach angenommen. Im Spätsommer 2022 wurde der Boden der Fläche mithilfe von landwirtschaftlichen Geräten geöffnet und für die Ansaat vorbereitet. Es wurde ein feinkrümmliges Saatbeet hergestellt, auf dem geerntete Samen von heimischen, artenreichen Wiesen händisch ausgebracht wurde. Auch gekauftes, zertifiziertes Saatgut mit einem Kräuteranteil von 90 Prozent wurde verwendet. Wir erwarte ein reichliches Büffet aus Wilder Möhre, Hornklee, Nelken, Natternkopf und weitere buntblühende, heimische Blüten für unsere Tagfalter, Wildbiene und Co.
Bild: Fläche Parkplatz vor den Maßnahmen
Bild: Fläche Parkplatz nach den Maßnahmen
Kleinräumige Landschaften und Verbundkorridore - das Erfolgsrezept für Insektenreichtum
Das Kreisgut zeigt den Aufbau der früheren Flächenverteilung. Kleinere, landwirtschaftlich genutzte Flächen wechseln sich mit Feldrainen, Säumen, Hecken oder Streuobst ab. Diese Kleinräumigkeit und Strukturvielfalt bietet für Insekten einen optimalen Lebensraum. Natürliche, blütenreiche Strukturen sind wichtige Verbundkorridore und für Insekten überlebensnotwendig, denn viele Insekten fliegen nur wenige hundert Meter weit.
Bild: Luftbild Kreisgut. Kleinräumige, strukturreiche Landschaft von ackerbaulich genutzten Flächen im Wechsel mit Hecken, Säumen und Streuobstwiesen
In ausgeräumten Agrarlandschaften finden Insekten keine Nahrung und keinen Unterschlupf. Dies führt zur Isolierung von Populationen und zum allgemeinen Rückgang verschiedener Arten. Wichtig ist ein ausreichendes Nahrungsangebot in Form von Pollen und Nektar. Diese findet man in blüten- und artenreichen Wiesen. Ein eher grasdominierter, botanisch artenarmer Wiesenstreifen im Kreisgut wurde daher mit regionalem, artenreichem Saatgut als Insektenlebensraum aufgewertet. Hierfür wurde die Grasnarbe der bisher artenarmen Wiese mit landwirtschaftlichem Gerät so vorbereitet, dass ein gutes Saatbeet entsteht. Die Samen stammen von einem zertifizierten Saatguthersteller. Die Mischung enthält ca. 40 verschiedene Pflanzenarten. Darunter Heidenelke, Wiesenpippau, Wilde Möhre, Hornschotenklee, Ackerwitwenblume und Flockenblume. Der Anteil der Gräser beträgt 40%.
Genießen Sie die Vielseitigkeit der kleinräumigen Kulturlandschaft im Kreisgut!
Die Säume, Hecken und Streuobstbestände werden vom LPV zusammen mit ortsansässigen Landwirten gepflegt.
Bild: Händische Ansaat der Fläche mit der Vorstandschaft im Frühjahr 2022
Bild: Blütenaspekt im Juni 2022. Bereits einige Monate nach der Ansaat hat sich ein Blütenmeer aus Mohnblumen und Kornrade entwickelt.
Mal sehen, was wir hier im nächsten Jahr finden! Gerne können Sie ihre Entdeckungen auch dem LPV mitteilen!
Bedeutung von Steilwänden als Nistplatz
Aufgelassene Sandgruben sind ein wahres Eldorado für viele (seltene), heimische Tier- und Pflanzenarten. Auch Steilwände können zum Lebensrauminventar gehören. Einige der bodenbrütenden Wildbienenarten sind auf Steilwände spezialisiert. Für sie zählen Steilwände in Sandgruben zu den wichtigsten Nistplätzen. Im Gegensatz zur bekannten, staatenbildenden Honigbiene, sind Wildbienenarten meist solitär lebend. Die Weibchen graben Gänge in den Boden bzw. eine Steilwand hinein. Je nach Art sind diese Gänge unterschiedlich tief - von wenigen Zentimetern bis hin zu über einem halben Meter. Auch können die Gänge unterschiedlich verzweigt sein. Am Ende des Ganges wird eine Brutzelle angelegt. Damit die Gänge stabil bleiben, ist ein lehmig, sandiges Substrat nötig. In die Brutzelle trägt das Weibchen in mehreren Sammelflügen Pollen und Nektar an. Dann legt sie ein Ei auf den Proviant und verschließt die Zelle. Je nach Wildbienenart werden ca. 1 bis 20 Brutzellen angelegt. Im Vergleich zu den hunderten Nachkommen eines Honigbienenstaates also eher relativ wenig.
Bild (Sebastian Hopfenmüller): Brutzellen einer Roten Mauerbiene mit Pollenvorrat und Kotansammlung. Die einzelnen Brutzellen sind durch Lehmanlagerungen von einander getrennt. Die Art brütet in Hohlräumen.
Aus dem Ei schlüpft dann nach wenigen Tage eine Larve, die beginnt den Futterbrei zu essen. Nach einigen Wochen, wenn der Proviant aufgebraucht ist, verpuppt sich die Larve. Die meisten Arten überwintern als Puppe. Einige Arten können aber auch als Ei, Larve oder Adultes überwintern. Jede Art hat ihren ganz speziellen Entwicklungszyklus. Auch die adulten Tiere gehen nur eine ganz bestimmte Zeit im Jahr auf Nahrungssuche. Dann ist es wichtig, dass sie auch genau ihre Pollen- und Nektarpflanzen finden.
Entwicklung Fläche Sielenbach
Zum Erhalt von aufgelassenen Sandgruben als wertvollen Lebensraum ist eine regelmäßige Pflege durch den Menschen erforderlich. So muss Gehölzaufwuchs beseitigt oder durch regelmäßige Mahd verhindert werden. Auch Steilwände werden mit der Zeit von Pflanzenbewuchs überdeckt. Um die Sandgrube in Sielenbach wieder als Insektenhabitat attraktiv zu machen, wurden Pioniergehölze wie Weiden, Pappeln oder Haseln entnommen. Hierdurch wird wieder eine Besonnung der Fläche möglich. Wärme und Sonne ist für die Entwicklung von Insekten elementar. Auch wurde der Bewuchs entlang der Böschung im Norden mit dem Bagger entfernt und neue Steilkanten als Nistplatz geschaffen. Zusätzlich wird die Fläche mit heimsichen Pflanzensamen belegt um die botanische Artenvielfalt und somit auch das Nahrungsangebot für Insekten zu steigern.
Zu den Wildbienenarten, die sich auf Steilwände spezialisiert haben gehören die Frühlingspelzbiene, die Vierfleckpelzbiene oder die Buckelseidenbiene. In Hohlräumen können verschiedene Hummelarten, Mauerbienen oder Blattschneiderbienen vorkommen.
Bild: Steilwand mit Nisteingängen (Bild von einer Pflegefläche in Ottmaring. Hier wurden im Jahr 2020 eine Steilwand wieder neu hergestellt).
Bläulinge und die Bedeutung von Teilbrachen
Die Wiese zwischen Raderstetten und Unterhaslach gehört zu den magersten Flächen rund um Sielenbach. Sie wurde bereits vor einigen Jahren von einem ortsansässigen Landwirt und Jäger mit einer artenreichen Pflanzenmischung angesät und in den letzten Jahren gemulcht. Bei einem Mulchvorgang werden Pflanzenteile zerkleinert und bleiben auf der Fläche. Dies führt zu einer Nährstoffanreicherung. Diese wiederum ist kontraproduktiv für die Artenvielfalt von Pflanzen und somit auch der Tagfalter, Wildbienen und Co. Über das Projekt wurde eine Umstellung von Mulchen auf eine Mahd mit Abtransport des Mähguts erwirkt.
Auf der Wiese finden sich zahlreiche Blütenpflanzen, die auch etliche unterschiedliche Insektenarten anlocken. Dazu gehören beispielsweise verschiedene Bläulinge wie der Hauhechelbläuling, der kleine Feuerfalter oder der Silbergrünen Bläuling. Die meisten Männchen der Bläulinge haben eine blau gefärbte Oberseite; daher der Name. Die Weibchen sind auf der Flügeloberseite meist anders gefärbt als die Männchen.
Bläulinge ernähren sich vor allem von Hülsenfrüchtlern, wie z.B. Hornklee, Sichelklee, Ginster, Hufeisenklee, Bunte Kronwicke, Hopfenklee, etc.
Bild: Hauhechelbläuling auf Hornklee. Dieser kommt häufig auf der Magerwiese vor
Bild: Kleiner Feuerfalter (gehört auch zu den Bläulingen) kommt häufig auf der Magerwiese vor.
Bei vielen Arten der Bläulinge leben die Raupen gemeinsam mit Ameisen in deren Bau und ernähren sich entweder von deren Larven oder werden von den Ameisen gefüttert. Zur Täuschung senden die Raupen Duftstoffe ab, um von den Ameisen für deren eigene Brut gehalten zu werden. Da das Vorkommen vieler Bläulinge bestimmte und zwingend notwendige Vorraussetzungen bedingt, wie z.B. die Wirtsameisen, sind viele Arten stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Umso wichtiger ist es, dass man bei der Mahd der Wiesen und Grünflächen die Entwicklung von Insektenarten berücksichtigt. Die einfachste Variante ist Teilbereiche bei der Mahd auszusparen. Dies kann zwar unordentlich aussehen, ist aber zum Fortbestehen vieler Insektenarten überlebensnotwendig.
Insekten durchlaufen in ihrem Leben mehrere Entwicklungsstadien. Das nennt man Metarmophose. Bei Tagfaltern und z. B. auch Wildbienen handelt es sich um eine vollständige Metarmophose mit vier Stadien: Ei, Larve, Puppe bis zum ausgewachsenen Insekt (Imago). Die unterschiedlichen Stadien weisen keine Ähnlichkeit zueinander auf und haben häufig eine unterschiedliche Lebensweise. Bei der Umwandlung im Puppenstadium zum Adulten werden die Zellen der Larve durch eigene Verdauungssäfte fast vollständig aufgelöst. Die übrigen Zellen legen dan den Grundstein für die Organe des adulten Insektes.
Bild: Schematische Darstellung der Entwicklung eines Tagfalters mit einer vollständigen Metamorphose
Das Weibchen des Silbergrünen Bläulings legt in der Flugzeit zwischen Ende Juni und August ihre Eier an der Basis der Stängel, oder den Blattachseln der Raupennahrungspflanzen (Hufeisenklee und Bunte Kronwicke) ab. Dort überwintern die Eier und die Raupen schlüpfen im darauffolgenden Frühjahr. Anschließend verpuppt sich die Raupe und im Sommer ist wie im Jahr zuvor der adulte falter zu sehen. Wird in der Zeit der Eiablage die komplette Wiese gemäht, können im nächsten Jahr keine Raupen schlüpfen und sich somit auch keine adulten Falter entwicklen.
Bild: Silbergrüner Bläuling auf Flockenblume. Die Magerwiese könnte ebenfalls ein Lebensraum sein. Bisher noch nicht dort kartiert.
Auf dieser Wiese wurden bisher folgende Tagfalterarten entdeckt: Distelfalter, Hauhechelbläuling, Kleiner Feuerfalter, C-Falter, Kleiner Fuchs, Zitronenfalter, kleiner Heufalter, Tagpfauenauge, Landkärtchen, u.a.
Finden Sie noch weitere? Dann melden Sie uns gerne Ihre Entdeckungen!
Der Markt Mering hat seine Grünflächen auf über einem Hektar auf naturnahe, insektenfreundliche Pflege umgestellt. D. h. wo möglich weniger oder gar nicht mulchen, statt mehrmaliger Mahd nur noch ein- bis zweimal im Jahr mähen, Verwendung von schonenen Mähgeräten, etc. Bei der Mahd ist ein ortsansässiger Landwirt mit schonendem Mähgerät aktiv. Das Mähgut wird abtransportiert. Für die Umsetzung wurde in Zusammenarbeit mit dem LPV Aichach-Friedberg, der Umweltbeauftragten, dem Bauhof und dem Landwirt ein Mähkonzept erstellt, welches jährlich wieder angepasst wird. Neben der Pflegeumstellung legt der Markt Mering auch neue Blühflächen für Insekten mit heimischem Saatgut an oder wertet bestehende Grünflächen auf. Hierbei wurde der Oberboden streifenweise mit landwirtschaftlichem Gerät geöffnet und ein Saatbeet bereitet. Der Landschaftspflegeverband bringt dann heimisches Samenmaterial aus, welches auf blütenreichen Biotopflächen im Landkreis geerntet wurde.
Grünfläche mit Obstbäumen und Hecken bei der Ortsausfahrt nach Unterbergen. Der Oberboden wurde hier mit einer Kreiselegge aufgeraut. Im Spätsommer wurde vor einer Regenperiode heimisches Saatgut mit einer Stärke von 10 g/m² aufgebracht. Ziel ist es eine Artanreicherung auf der Fläche und somit mehr Blütenpflanzen für Insekten zu generieren.