Projekte

Natürlich Bayern: "Das Summen machts: Gemeinsam InsektenRäume verbinden"

 

 

Der Rückgang der heimischen Insekten ist dramatisch. Mehr als die Hälfte der Arten sind in unterschiedlichem Ausmaß in ihrem Bestand gefährdet oder bereits ausgestorben - mit kaum absehbaren Folgen für unser Ökosystem. Der Landschaftspflegeverband Aichach Friedberg (LPV) möchte dem entgegenwirken und  in den kommenden zwei Jahren zusammen mit Kommunen die heimische Insektenvielfalt im Landkreis fördern.

 

Unter dem Motto „Das Summen macht´s: Gemeinsam InsektenRäume verbinden“ sollen neue Blühwiesen als Nahrungsquelle für pollen- und nektarsammelnde Insekten angelegt werden, wichtige Nistplätze für die Fortpflanzung entstehen und die Pflege von öffentlichen Grünflächen, wo möglich, insektenschonender durchgeführt werden. Der Begriff „InsektenRäume“ ist so nicht im Wörterbuch zu finden. Er soll sinnbildlich stehen für Habitate, die die Ansprüche verschiedener Insektenarten in puncto Biotopverbund, Nahrungsverfügbarkeit und Entwicklungsbiologie optimal abdecken.

Das Projekt ist Teil der Initiative „Natürlich Bayern“, welche vom Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) koordiniert und vom Bayerische Umweltministerium im Rahmen des „Blühpaktes Bayern“ gefördert wird. Mit der Förderung schaffen, vermehren und verbessern 30 Landschaftspflegeverbände in ganz Bayern die Lebensräume für Insekten.

Im Fokus des LPV Aichach-Friedberg stehen vor allem nicht gedüngte, nur ein- bis zweimal im Jahr gemähte, blütenreiche Heuwiesen. Diese stellen für zahlreiche Insekten (Schätzungen zufolge um die  3000 Arten) einen unverzichtbaren Lebensraum dar. Aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft ist dieser Wiesentyp stark im Rückgang begriffen. Im Rahmen des Projektes sollen nicht genutzte Flächen wie z. B. Eh-Da-Flächen oder Säume entlang von Hecken und Gewässern sowie Flächen aus der Flurbereinigung dahingehend entwickelt und genutzt werden.

Zur Entwicklung einer artenarmen, kommunalen Rasenfläche hin zu einer blütenreiche Wiese, kann es schon ausreichend sein, die Häufigkeit der Mahdfrequenz deutlich zu reduzieren. „So können sich die verschiedenen Pflanzenarten wieder auf natürliche Weise aussamen und reproduzieren“, erklärt Christina Niegl vom LPV. Auch ist es wichtig das Mähgut von der Fläche zu entfernen. Im Gegensatz zu vielen gezüchteten Gartenpflanzen schadet ein hoher Nährstoffgehalt den heimischen, seltenen Pflanzenarten eher, da sie hierdurch einen Nachteil gegenüber hochwüchsigen Gräsern haben.

Für eine zusätzliche Optimierung sowie bei der Neuanlage von Blühwiesen, beispielsweise auf Acker, greift der Landschaftspflegeverband auf die Ansaat mit regionalem, artenreichem Saatgut zurück. Dieses wird entweder selbst auf Pflegeflächen des LPV geerntet oder bei einem entsprechenden zertifizierten Saatguthersteller bestellt.

Die Homepage Natürlich Bayern finden Sie hier

und unseren Flyer zum Projekt hier

 


 

In einer fünfteiligen Filmserie erkundigt sich Willi Weitzel bei den Landschaftspflegeverbänden über die Insektenvielfalt und deren Gefährdung, erfährt, welche Lebensräume für sie wichtig sind, wie diese angelegt und gepflegt werden und was Kommunen und andere Flächeneigentümer tun können. Zur Filmserie kommen Sie hier

 


Auf der WI-LA in Aichach konnte der Landschaftspflegeverband Aichach-Friedberg e.V. das Projekt "Das Summen machts: Gemeinsam InsektenRäume verbinden" aus der Reihe NATÜRLICH BAYERN den Besuchern vorstellen. 

Für die BesucherInnen gab es Infos, worauf Insekten fliegen und was für Schmetterling, Wildbiene und Co. im Garten oder auf kommunalen Flächen getan werden kann. Vor Ort wurde gleich damit begonnen: Um Nisthilfen für Wildbienen zu schaffen wurde fleißig gewerkelt und gebastelt, woran besonders die Kinder ihre Freude hatten.

Vielen Dank an den Natur- und Umweltschutz-Beirat der Stadt Aichach, bei dessen Stand wir mit dabei sein durften!

WI LA

 


 

Deckbild Komoot

Im Rahmen unseres Projektes Natürlich Bayern: "Das Summen machts: Gemeinsam InsektenRäume verbinden" hat der Landschaftspflegeverband Aichach-Friedberg eine Radout mit dem Titel "Dem Summen auf der Spur" geplant. 

 

Infos

  • Startpunkt: Parkplatz gegenüber vom Freibad in Aichach
  • Länge: 45,3 km
  • Höhenunterschied: 440 m bis 510 m über NN
  • Dauer: 03:25 h

 

Besonderheit:

Durch die verlinkten Informationen im Rahmen dieser Tour werden hier nicht nur Erholungssuchende angeregt sich auf den Weg zu machen. Auch wissbegierige und Naturschutz interessierte Radfahrer können hier ihren Wissensdurst stillen. Kann man sich etwas Schöneres vorstellen, als durch das Ecknachtal mit seinen mäandrierendem Flusslauf zu radeln und dabei noch schlauer zu werden? So leicht kann es gehen!

Im Zuge dessen führt Sie der Landschaftspflegeverband über die App Komoot zu sehenswerten Beispielflächen. Dabei finden Sie auf den beigefügten Stationen Links zur Homepage, wo Sie über interessante und spannende Fakten zur Flora und Fauna auf den Flächen nachlesen können. Ebenso sind an diesen Flächen Schilder mit QR-Codes versehen, über die Sie ebenso zu den Artikeln gelangen.

Lassen Sie sich nun in ca. 3,5 Stunden Fahrtzeit von der Schönheit unserer Heimat begeistern! Zur Stärkung während der Tour ist auf halber Strecke eine Einkehrmöglichkeit in Sielenbach eingeplant.  

 

Gesamte Route:

Aichach – Klingen – Blumenthal - Sielenbach – Tödtenried – Irschenhofen – Hohleneich – Rieden – Laimering – Gallenbach – Sulzbach – Unterschneitbach  –  Algertshausen  –  Aichach

 

Klicken Sie hier um zur Tour zu gelanden oder scannen Sie den beigefügten QR-Code!

Link zur Tour: Dem Summen auf der Spur | Fahrradtour | Komoot

 QR Code zur Radtour

 

 

Für besonders ambitionierte Sportler gibt es auch eine große Tour, für die Sie mindestens 8 h einplanen müssen. Hierbei werden Sie zwei weitere Flächen des Projektes zu sehen bekommen. Dabei führt Sie die Reise zu Beginn wie bei der "kleineren" Tour über Aichach nach Klingen bis nach Irschenhofen und von hier aus bis nach Laimering und Gallenbach. In Sulzbach trennen sich dabei die Wege und Sie werden über Griesbeckerzell nach Igenhausen, Schönbach und Petersdorf nach Hohenried geführt. Von dort aus geht die Tour über Gebersdorf nach Mainbach und Motzenhofen zurück zum Startpunkt. 

Link zur großen Tour: https://www.komoot.de/tour/1052828685#previewMap

 


 

Einführung in die Welt der Insekten 

In Deutschland gibt es Schätzungen zufolge um die 30.000 Insektenarten. Die Klasse der Insekten ist mannigfaltig und reicht von der Ordnung der Heuschrecken und Libellen bis hin zu Schmetterlingen, Fliegen, Wanzen, Zikaden, Wespen, Käfern oder Wildbienen. Insekten gehören zum Stamm der Gliederfüßer. Von anderen Gliederfüßern wie den Krebstieren oder Spinnentierenn sind sie anhand ihrer sechs Beine abzugrenzen. Insekten besiedeln alle Lebensräume dieser Erde und sind zum Teil hochspezialisiert. Aufgrund vieler Faktoren (Rückgang des Lebensraums, fehlende Nahrung, fehlende Verbundsstrukturen, Insektizide, etc.) sind die Hälfte aller Insektenarten in unterschiedlichem Maß in ihrem Bestand gefährdet oder vom Aussterben bedroht. 

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Bild: Übersicht Gefährdungsstatus Insekten

Viele Insektenarten legen ihre Eier in Brutzellen im Boden ab. Bei Wildbienen beträgt der Anteil der bodennistenden Arten sogar ca. 75 %. Dazu gehören u.a. Sandbienen, Schmalbienen, Furchenbienen, Seidenbiene und viele mehr. Die meisten dieser Arten sind vom Aussterben bedroht, weil ihre Nistplätze immer weiter zurückgehen. Die Ansprüche an das Substrat können hierbei sehr unterschiedlich sein. Wichig ist aber, dass der Boden einigermaßen grabbar ist, um stabile Nistgänge zu bauen. Zudem muss die Fläche auch gut besonnt und wenig bewachsen sein. Das Belassen/Zulassen von offenen, besonnten und (sandigen) Rohbodenstellen auch im heimischen Garten hilft Insekten daher ihren Nachwuchs großzuziehen. Die Fläche am Freibad bietet in einigen Bereichen, gerade im Norden, aufgrund des sandig-kiesigen Untergrundes viel Potential als Brutplatz für Insekten. 

Werfen Sie einen Blick auf offene Bodenstellen! Vielleicht können Sie Nisteingänge entdecken

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Bild: Nisteingänge von bodenbrütenden Insekten

Hinweis zur Aufwertung der Fläche: Bisher sehr artenarme, grasreiche, verfilzte und ruderlasierte Fläche. Der Landschaftspflegeverband hat sich seit dem Jahr 2021 der Fläche der Stadt Aichach angenommen. Im Spätsommer 2022 wurde der Boden der Fläche mithilfe von landwirtschaftlichen Geräten geöffnet und für die Ansaat vorbereitet. Es wurde ein feinkrümmliges Saatbeet hergestellt, auf dem geerntete Samen von heimischen, artenreichen Wiesen händisch ausgebracht wurde. Auch gekauftes, zertifiziertes Saatgut mit einem Kräuteranteil von 90 Prozent wurde verwendet. Wir erwarte ein reichliches Büffet aus Wilder Möhre, Hornklee, Nelken, Natternkopf und weitere buntblühende, heimische Blüten für  unsere Tagfalter, Wildbiene und Co. 

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 Bild: Fläche Parkplatz vor den Maßnahmen

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Bild: Fläche Parkplatz nach den Maßnahmen

 

 


 

Kleinräumige Landschaften und Verbundkorridore - das Erfolgsrezept für Insektenreichtum

Das Kreisgut zeigt den Aufbau der früheren Flächenverteilung. Kleinere, landwirtschaftlich genutzte Flächen wechseln sich mit Feldrainen, Säumen, Hecken oder Streuobst ab. Diese Kleinräumigkeit und Strukturvielfalt bietet für Insekten einen optimalen Lebensraum. Natürliche, blütenreiche Strukturen sind wichtige Verbundkorridore und für Insekten überlebensnotwendig, denn viele Insekten fliegen nur wenige hundert Meter weit. 

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Bild: Luftbild Kreisgut. Kleinräumige, strukturreiche Landschaft von ackerbaulich genutzten Flächen im Wechsel mit Hecken, Säumen und Streuobstwiesen

In ausgeräumten Agrarlandschaften finden Insekten keine Nahrung und keinen Unterschlupf. Dies führt zur Isolierung von Populationen und zum allgemeinen Rückgang verschiedener Arten. Wichtig ist ein ausreichendes Nahrungsangebot in Form von Pollen und Nektar. Diese findet man in blüten- und artenreichen Wiesen. Ein eher grasdominierter, botanisch artenarmer Wiesenstreifen im Kreisgut wurde daher mit regionalem, artenreichem Saatgut als Insektenlebensraum aufgewertet. Hierfür wurde die Grasnarbe der bisher artenarmen Wiese mit landwirtschaftlichem Gerät so vorbereitet, dass ein gutes Saatbeet entsteht. Die Samen stammen von einem zertifizierten Saatguthersteller. Die Mischung enthält ca. 40 verschiedene Pflanzenarten. Darunter Heidenelke, Wiesenpippau, Wilde Möhre, Hornschotenklee, Ackerwitwenblume und Flockenblume. Der Anteil der Gräser beträgt 40%. 

Genießen Sie die Vielseitigkeit der kleinräumigen Kulturlandschaft im Kreisgut! 

Die Säume, Hecken und Streuobstbestände werden vom LPV zusammen mit ortsansässigen Landwirten gepflegt. 

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Bild: Händische Ansaat der Fläche mit der Vorstandschaft im Frühjahr 2022

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Bild: Blütenaspekt im Juni 2022. Bereits einige Monate nach der Ansaat hat sich ein Blütenmeer aus Mohnblumen und Kornrade entwickelt.

Mal sehen, was wir hier im nächsten Jahr finden! Gerne können Sie ihre Entdeckungen auch dem LPV mitteilen! 

 


 

Bedeutung von Steilwänden als Nistplatz 

Aufgelassene Sandgruben sind ein wahres Eldorado für viele (seltene), heimische Tier- und Pflanzenarten. Auch Steilwände können zum Lebensrauminventar gehören. Einige der bodenbrütenden Wildbienenarten sind auf Steilwände spezialisiert. Für sie zählen Steilwände in Sandgruben zu den wichtigsten Nistplätzen. Im Gegensatz zur bekannten, staatenbildenden Honigbiene, sind Wildbienenarten meist solitär lebend. Die Weibchen graben Gänge in den Boden bzw. eine Steilwand hinein. Je nach Art sind diese Gänge unterschiedlich tief - von wenigen Zentimetern bis hin zu über einem halben Meter. Auch können die Gänge unterschiedlich verzweigt sein. Am Ende des Ganges wird eine Brutzelle angelegt. Damit die Gänge stabil bleiben, ist ein lehmig, sandiges Substrat nötig. In die Brutzelle trägt das Weibchen in mehreren Sammelflügen Pollen und Nektar an. Dann legt sie ein Ei auf den Proviant und verschließt die Zelle. Je nach Wildbienenart werden ca. 1 bis 20 Brutzellen angelegt. Im Vergleich zu den hunderten Nachkommen eines Honigbienenstaates also eher relativ wenig. 

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Bild (Sebastian Hopfenmüller): Brutzellen einer Roten Mauerbiene mit Pollenvorrat und Kotansammlung. Die einzelnen Brutzellen sind durch Lehmanlagerungen von einander getrennt. Die Art brütet in Hohlräumen. 

Aus dem Ei schlüpft dann nach wenigen Tage eine Larve, die beginnt den Futterbrei zu essen. Nach einigen Wochen, wenn der Proviant aufgebraucht ist, verpuppt sich die Larve. Die meisten Arten überwintern als Puppe. Einige Arten können aber auch als Ei, Larve oder Adultes überwintern. Jede Art hat ihren ganz speziellen Entwicklungszyklus. Auch die adulten Tiere gehen nur eine ganz bestimmte Zeit im Jahr auf Nahrungssuche. Dann ist es wichtig, dass sie auch genau ihre Pollen- und Nektarpflanzen finden. 

 

Entwicklung Fläche Sielenbach

Zum Erhalt von aufgelassenen Sandgruben als wertvollen Lebensraum ist eine regelmäßige Pflege durch den Menschen erforderlich. So muss Gehölzaufwuchs beseitigt oder durch regelmäßige Mahd verhindert werden. Auch Steilwände werden mit der Zeit von Pflanzenbewuchs überdeckt. Um die Sandgrube in Sielenbach wieder als Insektenhabitat attraktiv zu machen, wurden Pioniergehölze wie Weiden, Pappeln oder Haseln entnommen. Hierdurch wird wieder eine Besonnung der Fläche möglich. Wärme und Sonne ist für die Entwicklung von Insekten elementar. Auch wurde der Bewuchs entlang der Böschung im Norden mit dem Bagger entfernt und neue Steilkanten als Nistplatz geschaffen. Zusätzlich wird die Fläche mit heimsichen Pflanzensamen belegt um die botanische Artenvielfalt und somit auch das Nahrungsangebot für Insekten zu steigern. 

Zu den Wildbienenarten, die sich auf Steilwände spezialisiert haben gehören die Frühlingspelzbiene, die Vierfleckpelzbiene oder die Buckelseidenbiene. In Hohlräumen können verschiedene Hummelarten, Mauerbienen oder Blattschneiderbienen vorkommen. 

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Bild: Steilwand mit Nisteingängen (Bild von einer Pflegefläche in Ottmaring. Hier wurden im Jahr 2020 eine Steilwand wieder neu hergestellt). 


 

Bläulinge und die Bedeutung von Teilbrachen 

Die Wiese zwischen Raderstetten und Unterhaslach gehört zu den magersten Flächen rund um Sielenbach. Sie wurde bereits vor einigen Jahren von einem ortsansässigen Landwirt und Jäger mit einer artenreichen Pflanzenmischung angesät und in den letzten Jahren gemulcht. Bei einem Mulchvorgang werden Pflanzenteile zerkleinert und bleiben auf der Fläche. Dies führt zu einer Nährstoffanreicherung. Diese wiederum ist kontraproduktiv für die Artenvielfalt von Pflanzen und somit auch der Tagfalter, Wildbienen und Co. Über das Projekt wurde eine Umstellung von Mulchen auf eine Mahd mit Abtransport des Mähguts erwirkt.  

Auf der Wiese finden sich zahlreiche Blütenpflanzen, die auch etliche unterschiedliche Insektenarten anlocken. Dazu gehören beispielsweise verschiedene Bläulinge wie der Hauhechelbläuling, der kleine Feuerfalter oder der Silbergrünen Bläuling. Die meisten Männchen der Bläulinge haben eine blau gefärbte Oberseite; daher der Name. Die Weibchen sind auf der Flügeloberseite meist anders gefärbt als die Männchen.

Bläulinge ernähren sich vor allem von Hülsenfrüchtlern, wie z.B. Hornklee, Sichelklee, Ginster, Hufeisenklee, Bunte Kronwicke, Hopfenklee, etc. 

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Bild: Hauhechelbläuling auf Hornklee. Dieser kommt häufig auf der Magerwiese vor

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Bild: Kleiner Feuerfalter (gehört auch zu den Bläulingen) kommt häufig auf der Magerwiese vor. 

Bei vielen Arten der Bläulinge leben die Raupen gemeinsam mit Ameisen in deren Bau und ernähren sich entweder von deren Larven oder werden von den Ameisen gefüttert. Zur Täuschung senden die Raupen Duftstoffe ab, um von den Ameisen für deren eigene Brut gehalten zu werden. Da das Vorkommen vieler Bläulinge bestimmte und zwingend notwendige Vorraussetzungen bedingt, wie z.B. die Wirtsameisen, sind viele Arten stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Umso wichtiger ist es, dass man bei der Mahd der Wiesen und Grünflächen die Entwicklung von Insektenarten berücksichtigt. Die einfachste Variante ist Teilbereiche bei der Mahd auszusparen. Dies kann zwar unordentlich aussehen, ist aber zum Fortbestehen vieler Insektenarten überlebensnotwendig.

Insekten durchlaufen in ihrem Leben mehrere Entwicklungsstadien. Das nennt man Metarmophose. Bei Tagfaltern und z. B. auch Wildbienen handelt es sich um eine vollständige Metarmophose mit vier Stadien: Ei, Larve, Puppe bis zum ausgewachsenen Insekt (Imago). Die unterschiedlichen Stadien weisen keine Ähnlichkeit zueinander auf und haben häufig eine unterschiedliche Lebensweise. Bei der Umwandlung im Puppenstadium zum Adulten werden die Zellen der Larve durch eigene Verdauungssäfte fast vollständig aufgelöst. Die übrigen Zellen legen dan den Grundstein für die Organe des adulten Insektes. 

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Bild: Schematische Darstellung der Entwicklung eines Tagfalters mit einer vollständigen Metamorphose

Das Weibchen des Silbergrünen Bläulings legt in der Flugzeit zwischen Ende Juni und August ihre Eier an der Basis der Stängel, oder den Blattachseln der Raupennahrungspflanzen  (Hufeisenklee und Bunte Kronwicke) ab. Dort überwintern die Eier und die Raupen schlüpfen im darauffolgenden Frühjahr. Anschließend verpuppt sich die Raupe und im Sommer ist wie im Jahr zuvor der adulte falter zu sehen. Wird in der Zeit der Eiablage die komplette Wiese gemäht, können im nächsten Jahr keine Raupen schlüpfen und sich somit auch keine adulten Falter entwicklen. 

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Bild: Silbergrüner Bläuling auf Flockenblume. Die Magerwiese könnte ebenfalls ein Lebensraum sein. Bisher noch nicht dort kartiert. 

Auf dieser Wiese wurden bisher folgende Tagfalterarten entdeckt: Distelfalter, Hauhechelbläuling, Kleiner Feuerfalter, C-Falter, Kleiner Fuchs, Zitronenfalter, kleiner Heufalter, Tagpfauenauge, Landkärtchen, u.a.

Finden Sie noch weitere? Dann melden Sie uns gerne Ihre Entdeckungen! 

 


 

Bestäuberleistung Insekten

Streuobstwiesen stellen einen wichtigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen dar. Über 5000 verschiedene Tierarten finden dort ein Zuhause. Damit gehören sie zu den natürlichen Lebensräumen mit der höchsten biologischen Vielfalt in Mittel- und Nordeuropa. Insbesondere Insekten und damit auch den stark bedrohten Wildbienen, Hummeln und Wespen bieten sie einen geeigneten Ort zum Leben. Diese hohe Biodiversität erklärt sich aus der Kombination von Grünflächen und Gehölzen. Im Gegenzug sorgen die Insekten dafür, dass die Blüten bestäubt werden und die Bäume Früchte tragen. 

Insekten suchen Blütenpflanzen vor allem auf, um deren Nektar und Pollen zu sammeln. Durch ihre Berührungen bestäuben sie das weibliche Blütenorgan mit den gesammelten Pollen. Dadurch wird die sexuelle Vermehrung von weltweit fast 90 Prozent aller Pflanzen sichergestellt. Wild- und Honigbienen leisten hierbei den größten Beitrag, aber auch Schmetterlinge, Fliegen, Wespen oder Käfer fungieren als Bestäuber. So wird nicht nur das Überleben der Pflanzen gewährleistet, sondern auch die Versorgung vieler Tierarten. 

Auch der Mensch ist auf bestäubende Insekten angewiesen. Von den über 100 weltweit am häufigsten angebauten Kulturpflanzen werden über 90 in unterschiedlichem Ausmaß bestäubt. Wildbienen erreichen hier Untersuchungen zufolge in der gleichen Anzahl von Blütenbesuchen einen doppelt so hohen Fruchtansatz wie Honigbienen. Manche Kultur- und Pflanzenarten, wie z.B. der Rotklee oder der Salbei, können aufgrund ihrer langen, engen Blütenröhren gar ausschließlich von langrrüssligen Wildbienen, wie zum Beispiel verschiedenen Hummelarten, bestäubt werden.

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Bild: Steinhummel beim Anflug an Klappertopf. Der Klappertopf kann nur von langrüssligen Wildbienenarten bestäubt werden

Die Bestäuberleistung beträgt weltweit über 500 Milliarden Euro. In Deutschland sind es über eine Milliarde. Schätzungen zufolge würde ein Totalverlust an Bestäubern dazu führen, dass Ernteeinbrüche um bis zu 90 Prozent zu befürchten wären. Die Versorgung mit verschiedenen Produkten und Nährstoffen wäre daraufhin massiv gefährdet. Es ist daher umso wichtiger - gerade in landwirtschaftlich genutzten Gebieten - heimische Insekten zu fördern, um weiterhin in den Genuß der kostenlosen Bestäuberleistung zu kommen.

 

Pflege Streuobstwiese

Zum Erhalt der Streuobstwiese ist eine regelmäßige Mahd mit Entfernung des Mähgutes oder Beweidung notwendig, um einer Verbuschung mit Gehölzen vorzubeugen. Die Obstbäume selbst müssen auch in definierten Abständen Erziehungs - bzw. Erhaltungsschnitten unterzogen werden, um einen Abbruch von Ästen zu vermeiden und das Ernten der Äpfel zu ermöglichen. Die Fläche wurde der Gemeinde Sielenbach im Zuge der Flurneuordnung übertragen. Nun wird die Pflege wieder aufgenommen, in dem die Obstbäume geschnitten und der Wiesenbestand gemäht wird.

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Bild: Streuobstwiese Sielenbach. Wichtig zum Erhalt des Biotops ist eine regelmäßige Mahd der Wiese und ein Zuschnitt der Bäume


 

Was blüht denn da?

Im Rahmen des Projektes wurde im Jahr 2022 auf einem ca. 3 Meter breiten Streifen zwischen Acker und Hecke ein artenreicher Saum angesät. Die Mischung wurde bei einem zertifizierten Saatguthersteller erworben und enthält über 30 verschiedene heimische Pflanzenarten. In der Mischung sind 90% Kräuter und 10 % Gräser enthalten. Unsere heimischen Tagfalter und Wildbienen sind bei ihrer Nahrungsaufnahme stark auf unsere heimischen Pflanzenarten spezialisiert. 

Dabei gibt es einige besonders wichtige Pflanzen für Insekten, die auf dieser Fläche vorkommen. Drei davon möchten wir kurz vorstellen. 

 

Der Natternkopf

Er wächst bevorzugt auf trockenen bis halbtrockenen, steinigen Böden an Wegrändern, auf Schuttplätzen und Ödland. Die Pflanze besitzt steife Borsten an Stängel und Blättern. Der Natternkopf ist ein absoluter Insektenmagnet und gilt als sehr wichtiger Nektarlieferant. An ihm weiden verschiedene Tagfalterarten wie der Distelfalter, der feurige Perlmuttfalter oder der Aurorafalter und über 50 verschiedene Wildbienenarten! Zu diesen zählen zum Beispiel die Ackerhummel, die Steinhummel, die Gartenhummel, verschiedene Kuckuckshummeln (ja auch Wildbienen schmarotzen!) und die Natternkopf-Mauerbiene, die sich auf den Natternkopf spezialisiert hat. Sie ernährt sich ausschließlich vom Natternkopf und orientiert sich bei der Auswahl ihres Habitats an der Verfügbarkeit der Futterpflanze. 

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Bild: Distelfalter auf Natternkopf
 
Der Hornklee
Der Hornklee dient Raupen verschiedener Schmetterlingsarten als wichtige Nahrungsquelle. Die Raupen nehmen geringe Mengen der enthaltenen Blausäure auf und erhalten dadurch Schutz vor Fraßfeinden.
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Bild: Hummel auf Hornklee
 
Die Wilde Möhre
Die weiß blühende Wilde Möhre gehört zu den Doldenblütern. Obwohl sie als eins der Elternteile der Gartenmöhre/Karotte gilt, hat sie eine weiße und nicht die für eine Karotte typische organe Speicherwurzel. In der Doldenmitte befindet sich eine schwarzrote Färbung, die auf potenzielle Bestäuber eine Signalwirkung ausübt. Bestäuber sind Insekten aller Art, besonders Käfer und Fliegen. Die Blüten sind eine Hauptpollenquelle für verschiedene Sandbienen. Die Blütezeit reicht von Mai bis September. Die Wilde Möhre ist die einzige Raupennahrung vom Schwalbenschwanz. Das Vorkommen des Tagfalters ist somit eng an das Vorhandensein der Wilden Möhre gekoppelt. 
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Bild: Bestand der Wilden Möhre 
 
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Bild: Ansaatflächen in Sielenbach. Zwischen den Heckenstreifen (links) und die benachbarte Ackerfläche mit der durchwachsenen Silphie (rechts) wurde ein Streifen mit einer artenreichen, regionalen Feldrainmischung gesät.


 

Insektenschonende Mahd

Zum Erhalt des botanischen Artenreichtums ist es notwendig, dass Wiesen regelmäßig gemäht werden. Dabei entscheidet der Standort sowie die Artzusammensetzung über den Zeitpunkt sowie die Frequenz der Mahd. Bei mageren Flächen reicht es oft einmal spät im Jahr zu mähen. Auf sogenannten mesophilen Standorten, also Böden mit mittlerer Nährstoffversorgung wird oft zweimal im Jahr gemäht. Die Mahd ist notwendig, um zu verhindern, dass sich Gehölze ausbreiten. Im Gegensatz zum Mulchen, wird das Mähgut bei der Mahd von der Fläche entfernt. Das ist wichtig, um die Fläche weiter auszuhagern. Denn umso magerer die Fläche, umso mehr heimische Wildpflanzen und Insekten können sich ansiedeln. Mulchen ist doppelt schädlich. Es trägt nicht nur zur Nährstoffeinlagerung bei, sondern ist absolut lebensgefährlich für alle dort vorkommenden Tierarten. Bei einem Mulchvorgang mit herkömmlichen Geräten werden 100 Prozent aller Insekten und auch andere Kleintiere getötet oder verletzt. 

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 Bild: Mahd mit handgeführtem Doppelmesserbalken

Um die Insekten bei der Mahd zu schonen, setzt der Landschaftspflegeverband auf einen sogenannten Doppelmesserbalken. Das gemähte Gras fällt dabei nur um und wird nicht verwirbelt. Um die Mahd noch schonender zu machen wird nur mit kleinen, handgeführten Maschinen gearbeitet. Das Mähgut wird dann noch mindestens zweit Tage liegen gelassen, dass die Insekten genug Zeit haben zu flüchten. Das Zusammenräumen des Mähgutes erfolgt mit einem Bandschwader. 

Schützen auch Sie die heimische Insektenwelt in ihrem Garten, indem Sie zumindest Teilflächen ihres Rasens nur zweimal im Jahr mähen und hierbei möglichst schonende Geräte einsetzen.

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Bild: Aussichtsreiche Wiese zwischen Unterhaslach und Maria Birnbaum. 

 


 

Was fliegt denn da?

Bei Irschenhofen Richtung Heretshausen liegt eine Fläche, die der Gemeinde Adelzhausen im Zuge der Flurbereinigung übertragen wurde. Bisher wurde ein Teil der Fläche als Acker genutzt. In Abstimmung mit dem Bürgermeister und dem Bauhofsleiter hat man sich darauf geeinigt die Fläche mit einer artenreichen, gebietseigenen Wiesenmischung anzusäen. Die Bodenvorbereitung übernahm ein ortsansässiger Landwirt. Auch wird die Fläche in Zukunft von diesem Landwirt gemäht und als Heu verwertet. Da die Pflege solch kleiner Wiesenflächen für den Bauhof immer schwierig, zum Erhalt des Wiesenbestandes aber notwendig ist, ist dies eine absolute WIN-WIN-Situation. 

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Bild: Blühaspekt im Sommer 2022. Die Ansaat erfolgte im Frühjahr 2022

Neben Acker-Witwenblume, Margerite und verschiedenen Gräsern findet sich auch die Flockenblume im Bestand. Diese lockt allerlei Insekten an. Zu finden ist diese violette Pflanzenart vor allem auf Halbtrockenrasen, Wiesen und Weiden. Außerdem gedeiht sie an Wegrändern. Sie mag lehmige Böden. Da sie vom Frühsommer bis in den Herbst hinein Nektar bietet, sind Wiesen-Flockenblumen für viele Schmetterlingsarten eine wertvolle Futterquelle. Zu den Arten, die sie aufsuchen, gehören beispielsweise der Hauhechelbläuling, der Kleine Kohlweißling, das Große Ochsenauge, das Schachbrett und der Braune Waldvogel. Als Raupenfutterpflanze spielt sie hingegen bei Tagfaltern keine Rolle. 

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Bild: Schachbrettfalter auf Flockenblume auf der Suche nach Pollen und Nektar

 


 

Feuchtflächen – ein spezielles Insekten-Habitat

Feuchtflächen im Ecknachtal als Lebensraum

Feuchtbiotope sind für viele gefährdete, teils hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum unentbehrlich. Eine intensive, landwirtschaftliche Nutzung ist Nasswiesen meist nicht durchführbar. Daher weden diese Flächen aktiv vom Landschaftspflegeverband gepflegt. Die Pflege ist aufgrund der schlechten Befahrbarkeit eine besondere Herausforderung. Oft sind diese Flächen nur bei anhaltender Trockenheit im Hochsommer oder bei längeren Frostperioden befahrbar und somit pflegbar.

Der Verbund von Feucht- und Nasswiesen im Ecknachtal stellt eine besonders wichtige Biotopflächenansammlung und Verbundachse in unserem Landkreis dar. Der Landkreis Aichach-Friedberg, die Gemeinden Adelzhausen und Sielenbach, Naturschutzverbände und Privatpersonen stellen hier ihre Grundstücke, in erster Linie Wiesen, dem Landschaftspflegeverband für seine praktische Naturschutzarbeit zur Verfügung. Auf diesen Flächen wird ein den Arten angepasstes Pflegeregime durchgeführt. 

Die Flächen werden staffelweise ein- bis zweimal im Jahr gemäht und Brache- bzw. Saumstreifen stehen gelassen. In den ungemähten Bereichen, können verschiedene Insektenarten das ganze Jahr hre Eiablage durchführen und Futterpflanzen finden. 

Gräben sind ein wichtiger Rückzugsort für die Tier- und Pflanzenwelt. Zum Erhalt dieses Lebensraumtypes für Amphibien und verschiedene Libellenarten, müssen die Gräben ab und zu entlandet werden. Um hierbei möglichst wenig Eingriff in die Natur auszuüben, wird die Enlandung abschnittsweise durchgeführt. 

Arten, die hier vorkommen:

Mädesüß-Perlmuttfalter

Durch den Rückgang seines Lebensraums, den Feuchtwiesen und feuchten Hochstauden, ist leider auch diese Art selten geworden. Der Falter fliegt von Juni bis August , mit der Hauptzeit im Juni. Das Weichen legt das Ei auf der Blattunterseite vom echten Mädeüß, der einzigen Raupenfutterpflanze, ab. Das Ei überwintert und die Raupe schlüpft im nächsten Jahr im Mai, frisst, verpuppt sich und schlüpft anschließend als Falter/Imago. Beim Mädesüß-Perlmuttfalter fliegt, im Vergleich zu vielen anderen Tagfalterarten, nur eine Generation. Für das Überleben der Art ist es daher entscheidend, dass Teilbereiche, auf denen die Futterpflanze wächst, ein Jahr lang nicht gemäht werden. 

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Bild: Mädesüß-Perlmuttfalter auf Sumpstorchschnabel (Bild Hubert Raab). 

 

Der Sumpfgrashüpfer

Der Sumpfgrashüpfer ist ein typischer Bewohner von feuchtem bis nassem Grünland offener Standorte (Streuwiesen, Moore, Feuchtwiesen, Uferbereiche) mit extensiver Nutzung.
Der Sumpfgrashüpfer steht auf der roten Liste und kommt vereinzelt im Ecknachtal vor. Die Eiablage erfolgt an feuchten bis nassen Standorten oberirdisch oder in die obere Bodenschicht, wobei kurzgrasiger Bewuchs bevorzugt wird. Die Eier haben nur eine geringe Austrocknungsresistenz. Für die Besiedlung neu entstandener Lebensräume in größerer
Entfernung von bestehenden Vorkommen sind vermutlich die gelegentlich auftretenden langflügeligen Individuen von Bedeutung.
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Bild: Weibchen des Sumpfgrashüpfers (Peter Hartmann). 

 


 

Artenreiche Mähwiesen - ein bedeutsamer Lebensraum für Insekten (Teil 1)

In Rieden, in der Gemeinde Dasing wurden insgesamt sieben Flächen im Rahmen des Projekts insekenfreundlich aufgewertet. Bei drei Flächen wurden blütenreiche Feldraine etabliert (vgl. hierzu auch Station 11). Auf vier Flächen wurde auf bisher artenarmen Wiesen der Oberboden geöffnet und daraufhin Saatgutmischungen für artenreiche Wiesen (50 % Kräuter, 50 % Gräser) ausgebracht. Die Wiesen werden von einem ortsansässigen Landwirt zweimal im Jahr gemäht und nicht gedüngt. Das Mähgut wird abtransportiert. 

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Bild: Eine mit krautigen Blütenpflanzen angereicherte Mähwiese in Rieden

Zusätzlich wurde in Absprache mit dem Landwirt ein Nisthügel für Wildbienen angelegt. Hierfür wurden 30 Zentimeter Oberboden abgetragen und dann ca. 3 Kubik lehmiger Sand zu einem Hügel (Seiten mit einem 20 bis 30 Grad Winkel) angehäuft. Auf ca. 60 cm Höhe wurde eine ca. 20 cm breite waagrechte Rampe angelegt. Auf diese Weise können sowohl Bodenbrüter als auch Steilwandbrüter unter den Wildbienen gefördert werden. Mehr als zwei Drittel aller heimischen nestbauenden Bienenarten nisten im Erdboden oder an Steilwänden. Sie benötigen oft ganz spezielle Bedingungen hinsichtlich der Bodenart, Korngröße, Bindigkeit, Feuchte, Verdichtung, Belichtung und Bewuchs. 

Wenn Sie in ihrem Garten etwas für Insekten oder speziell Wildbienen etwas Gutes tun wollen, belassen Sie offene, magere Bodenstellen und/oder häufen Sie sandigen Lehm zu kleinen Ministeilwänden auf. Einen Überblick zu bodenbrütenden Wildbienen, sowie der Wahl des Substrates bei der Anlage von Niststrukturen können Sie folgendem E-Book: https://ebooks.wildbee.ch/erdnister/mobile/index.html oder der Homepage von Paul Westrich unter www.wildbienen.info.de entnehmen. 

Wichtig bei der Wahl des Substrates ist auf jeden Fall, dass es grabbar ist und die Gänge stabil bleiben. Auch sollten nicht zu viele bis gar keine Steine/Kiesel enthalten sein, da diese die Flügel der Insekten verletzen können. Am besten ist daher lehmiger Sand geeignet. 

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Blütenreiche Feldraine – Jeder Quadratmeter zählt

Ca. 70 % aller Tierarten zählen zu den Insekten. Insekten sind für die Stabilität unseres gesamten Ökosystems unentbehrlich. Die Bestäubungsleistung (wie in Station 5 ausgeführt) ist dabei nur eine der Funktionen. Insekten  dienen als Nahrung, bekämpfen Schädlinge, schaffen fruchtbare Böden und fressen Kot sowie tote Tiere.

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Bild: Ökologische Systemleistungen von Insekten (Graphik aus dem Handbuch Kommunale Grünflächen: vielfältig-insektenfreundlich-artenreich vom Bayerischen Staatsministerium)

Insekten sind Nahrungsquelle

Ca. 60 % der heimischen Vogelarten ernähren sich von Insekten! Aber auch andere Tiergruppen wie Amphibien, Reptilien, Fische und Säugetiere sind von ihnen abhängig. Mit dem Schwund der Insekten verlieren diese Arten ihre komplette bzw. einen Teil ihrer Nahrungsgrundlage und werden dadurch auch aussterben. 

Insekten bekämpfen Schädlinge

Auch in einem gesunden Ökosystem treten Schadinsekten wie Blattläuse oder Rapsglanzkäfer auf. Nur kann hier ein massenhaftes auftreten von nützlichen Insekten verhindert werden. Zu den bekanntesten Nützlingen zählt der Marienkäfer. Dieser kann beispielsweise bis zu 40.000 Blattläuse in seinem Leben verzehren. Marienkäfer ersetzten sozusagen bis zu einem gewissen Grad den Einsatz von Giften zur Schädlingsbekämpfung.

Insekten schaffen fruchtbaren Boden

Blätter und weitere abgestorbene organische Materialien werden von Insekten zersetzt und die Überreste in fruchtbaren Humus verwandelt. Dieser ist die Grundlage für eine reiche Ernte und ist somit auch für uns Menschen ein essenzielles Gut. Andere Insekten leben im Boden, schaffen Durchlüftung und ein optimales Bodengefüge für Pflanzen, aber auch für die Wasserspeicherung des Bodens. So kann ein Boden mit hoher biologischer Aktivität mehr Wasser speichern und bei Starkregenereignissen ein wichtiger Puffer sein.

Insekten räumen auf

Abgestorbenes Holz, Kot und Kadaver werden von Insekten verzehrt und sorgen für ein gesundes Umfeld. Aber nicht nur das, durch das Fressen der organischen Materialien erschließen sie Nährstoffe, die für die weitere Nutzung im Ökosystem von hoher Bedeutung sind.

Auch Kleinstflächen, wie blütenreiche Feldraine mit heimischen Pflanzen, könen als Lebensraum für Insekten interessant sein. Begleitgrün kann dabei auch eine wichtige Verbundfunktion zwischen Insektenlebensräumen sowohl für fliegende, laufende als auch hüpfende Tiere darstellen. In Rieden wurden insgesamt drei Feldraine im Rahmen des Projektes für Wildbienen, Tagfalter und Co. aufgewertet. 

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Angesäter Feldrain entlang einer Hecke bei Tattenhausen. Im nächsten Jahr werden hier viele heimische Insektenpflanzen wie der Natternkopf, die Wilde Möhre oder die Kornrade blühen. 


 

Artenreiche Mähwiesen - ein bedeutsamer Lebensraum für Insekten

Schätzungen zufolge leben von unseren 30.000 heimischen Insektenarten bis zu 3.000 Arten im Grünland. Grünland ist jedoch nicht Grünland. Je nach Mahdintensität und der Diversität von Pflanzen variiert diese Zahl. Artenreiche, extensiv genutzte Mähwiesen werden in unserer Kulturlandschaft immer seltener. Der Fokus des Projektes liegt in der Etablierung dieses Lebensraumes. Eine solche Wiese wird nicht gedüngt und nur zweimal im Jahr ab Anfang bis  Mitte Juni gemäht. Teilbereiche werden sogar ganz über Winter stehen gelassen. Eine solche Bewirtschaftung, gerade auf kleinen Flächen, ist nicht mehr lukrativ und sehr zeitaufwendig. Landwirte bekommen daher Fördergelder. 

In Petersdorf wurden an drei verschiedenen landwirtschaftlich genutzten Äckern 9 Meter breite und zwischen 100 und 200 Meter lange Wiesensäume als Lebensraum und Verbundelement für Insekten und andere Tierarten etabliert. Die Flächen wurden mit einer Mischung aus 50% Grasarten und 50 % gebietseigenen, krautige Blütenpflanzen, wie z.B. der Flockenblume oder der Ackerwitwenblume, angesät. Die Ansaat erfolgte mithilfe einer Sähmaschine des Landwirtes, der die angrenzenden Äcker bewirtschaftet. Die Wiesensäume werden dann von den Landwirten in den landwirtschaftlichen Betrieb integriert. Für die Mahd gibt es Fördergelder. Zur Erhöhung des Strukturreichtums wurden auch Hecken gepflanzt. Hier wurden nur heimische, standortgerechte Baum- und Straucharten verwendet. Vor allem Wildbobstgehölze, aber auch viele Rosenarten, Schlehen und Holunder kamen zum Einsatz. Zudem wurde auch ein Wurzelstock und eine Sandlinse als Niststruktur angelegt. 

Im ersten Jahr nach der Ansaat wuchsen vor allem einjährige Pflanzen wie die Kamille, die Wegwarte oder der Mohn auf der Fläche. Auch haben innerhalb kürzester Zeit viele unterschiedliche Insektenarten wie die Steinhummel, die gewöhnliche Langbauchschwebfliege (siehe Bild), die Mistbiene oder der Soldatenkäfer ihren Weg zur Fläche gefunden. Mal sehen, was sich hier in Zukunft alles an Insekten tummelt. 

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Bild: Fläche vorher

 

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Bild: Fläche nachher 

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Bild: Langbauchschwebfliege auf Kamille

 

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Bild: Anlage eines Wurzelstockes und einer Sandlinse als Niststruktur für Insekten

 


 

Gebietseigenes Saatgut

Die meisten unserer Insekten sind auf unsere heimschen Wildpflanzen als Nahrungsquelle spezialisiert. Dies reicht von den Futterpflanzen verschiedener Tagfalteraupen hin zu verschiedenen Baumaterialien von Wildbienen. Lokal
gewonnenes, gebietseigenes Mahd- und Saatgut spielt hierbei eine ganz besondere Rolle, gerade bei Wildbienen. Die meisten Wildbienen fliegen im Jahr nur wenige Woche. Dies bedeutet, dass sie genau in dieser Zeit ihre Wirtspflanzen blühen müssen, um mit Pollen und Nektar versorgt zu werden. Ist der Blütezeitpunkt verschoben, weil man kein gebietseigenes Genmaterial verwendet hat, findet die Biene auch keine Nahrung. 

Um an gebietseigenes Material zu kommen, werden auf artenreichen Spenderflächen reife Samen mittels eines Ausbürtsverfahrens ausgebürstet, getrocknet und anschließend verpackt. So gelagert können diese bis zu über einem Jahr verwendet werden. Für dieses Vorgehen braucht der LPV Aichach-Friedberg eine Genehmigung der Regierung. Auch darf immer nur ein Teil einer Spenderfläche beernetet werden. 

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Bild: Gebietsheimische Samen, welche mithilfe eines Ausbürstverfahrens auf Biotopflächen im Landkreis geerntet und danach getrocknet wurden.

 

Bei der Fläche vom Wasserzweckverband am Werksgelände wurden Gehölze zur Auslichtung entnommen. Im Rahmen des Insektenprojektes wurde auf den ausgelichteten Stellen ein Saatbeet bereitet und gebietseigener Samen ausgebracht. Zudem wurden Wurzelstöcke und Sandhäufen als Nistmöglickeiten für Insekten auf der Fläche platziert. Die Fläche wird zweimal im Jahr von einem ortsansässigen Landwirt gemäht. Insgesamt wurden zwei Flächen vom Wasserzweckverband im Rahmen des Projektes insektenfreundlicher gestaltet bzw. aufgewertet. 

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Bild: Fläche am Werksgelände vom Wasserzweckverband. 

 

 

  


Der Markt Mering hat seine Grünflächen auf über einem Hektar auf naturnahe, insektenfreundliche Pflege umgestellt. D. h. wo möglich weniger oder gar nicht mulchen, statt mehrmaliger Mahd nur noch ein- bis zweimal im Jahr mähen, Verwendung von schonenen Mähgeräten, etc. Bei der Mahd ist ein ortsansässiger Landwirt mit schonendem Mähgerät aktiv. Das Mähgut wird abtransportiert. Für die Umsetzung wurde in Zusammenarbeit mit dem LPV Aichach-Friedberg, der Umweltbeauftragten, dem Bauhof und dem Landwirt ein Mähkonzept erstellt, welches jährlich wieder angepasst wird. Neben der Pflegeumstellung legt der Markt Mering auch neue Blühflächen für Insekten mit heimischem Saatgut an oder wertet bestehende Grünflächen auf. Hierbei wurde der Oberboden streifenweise mit landwirtschaftlichem Gerät geöffnet und ein Saatbeet bereitet. Der Landschaftspflegeverband bringt dann heimisches Samenmaterial aus, welches auf blütenreichen Biotopflächen im Landkreis geerntet wurde. 

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Grünfläche mit Obstbäumen und Hecken bei der Ortsausfahrt nach Unterbergen. Der Oberboden wurde hier mit einer Kreiselegge aufgeraut. Im Spätsommer wurde vor einer Regenperiode heimisches Saatgut mit einer Stärke von 10 g/m² aufgebracht. Ziel ist es eine Artanreicherung auf der Fläche und somit mehr Blütenpflanzen für Insekten zu generieren.